Gestern haben wir unsere Wohnung gekündigt. Nicht direkt spontan, denn wir denken schon seit langer Zeit immer wieder darüber nach, aber, wohl notwendigerweise, impulsiv. Nach dem Motto: Klick schnell auf Senden, bevor Dich die Zweifel wieder einholen. Wie es weitergeht? Das wissen wir noch nicht.
Aber darum ging und geht es auch nicht. Wir haben gekündigt, weil unsere Wohnsituation für uns unerträglich wurde. Nicht, dass es uns schlecht ging, die Wohnung ist eigentlich schön und bietet viele Vorzüge wie einen eigenen Hauseingang oder eine riesige Terrasse und auch sonst geht es uns, von außen betrachtet, sicher gut. Was man nicht sieht, ist, wie festgefahren und erdrückt wir uns fühlen. Es geht hier für uns nicht weiter, was vermutlich auch daran liegt, dass wir diese Wohnung von Anfang an nur als erste Station in Österreich betrachtet haben. Wir hatten geplant, uns ein Haus in der Natur zu suchen, um dort Gemüse anzubauen und mit Tieren zu leben, bis heute haben uns aber entweder äußere Umstände einen Strich durch die Rechnung gemacht, oder das richtige Haus war schlicht nicht verfügbar.
Und wie geht es weiter?
Aber das ändert nichts. Unsere Zeit hier in dieser Wohnung ist zu Ende, das spüren wir beide deutlich. Ob wir Angst haben, so ganz ohne Plan für die nahe Zukunft? Nein, überhaupt nicht. Sicher, es gibt Momente, in denen mir gefühlt plötzlich übel wird, weil meinem an das Leben in der Comfort-Zone gewohntem ich schlagartig bewusst wird, was wir da eigentlich getan haben, aber die meiste Zeit bin ich einfach nur glücklich, aufgeregt und voller freudiger Erwartungen. Obwohl wir unterschiedliche Wege in Erwägung ziehen (wir suchen z.B. ein kleines Haus in Niederösterreich oder der Steiermark und denken über den Kauf eines Hauses in Ungarn nach) hat es mir eine Möglichkeit ganz besonders angetan: Das Leben unterwegs, im ausgebauten Camper – Vanlife.
Die Tatsache, dass ich durch meine Großeltern bereits als Kind mit dem Thema Camping in Berührung kam ist da sicher nicht ganz unbeteiligt, aber in erster Linie ist es meine Sehnsucht nach Freiheit und Urlaub für meine Seele. Sicher, frei sein möchte jeder. Aber die vergangenen Jahre und die noch immer unschönen Entwicklungen sind und waren belastend. Mehr, als man es selbst merkt. Deshalb herrscht in mir die Vorstellung vor, dass wir Anfang Oktober in unseren Camper ziehen und wegfahren und ich bilde mir ein, bereits jetzt zu spüren, wie mit jedem Meter, den wir zurücklegen, mehr Last von mir fällt. Ich freue mich riesig, auszusteigen, für mich, mit meiner Familie und der Natur zu sein. Ich spüre, wie das Leben ruft.