Ich habe Social Media den Rücken gekehrt

Ich habe Social Media den Rücken gekehrt

Heute vor genau einem Monat bin ich auf ein Video gestoßen, in dem es um den Verzicht auf Social Media und dessen Folgen ging. Im letzten Drittel des Videos fordert Robin Fübekker dazu auf, jetzt, ja wirklich genau jetzt sämtliche Social Media Apps von seinem Smartphone zu löschen und genau das habe ich dann getan. Wirklich genau dann.

Das ist nun einen Monat her und in diesem Beitrag möchte ich euch erzählen, wie es mir seither ergangen ist.

Hier auszuführen, warum es sich lohnt auf Social Media zu verzichten würde gewiss den Rahmen dieses Beitrags sprengen und wurde an anderer Stelle bereits ausführlich erklärt. Ich verlinke das betreffende Video am Ende des Beitrags und der Rest obliegt eurer Neugier (und den Algorithmen). In diesem Beitrag geht es deshalb um meine persönlichen Erfahrungen mit dem doch sehr plötzlichen „Social Media Detox“.

Plötzlich?

Nicht ganz. Ich habe zwar die Apps sehr spontan und ohne darüber nachzudenken gelöscht, hatte aber bereits zuvor keinen besonders großen Bezug mehr zu Facebook, Instagram oder gar Twitter, mit dem ich auch über Jahrzehnte hinweg niemals warm wurde. Außerdem hatte ich meinen Konsum bereits kritisch betrachtet. Als wirklich bedenklich empfand ich z.B., dass

  • Es mehrfach und gefühlt immer häufiger vorkam, dass ich mein Smartphone in die Hand genommen, das Display entsperrt und mich bereits in diesem Moment darüber geärgert habe. Ich wollte dieses Display nicht schon wieder sehen, und doch war ich es, der dazu gegriffen und es entsperrt hat. Und der es wieder tat.
  • Ich immer wieder, unbewusst und ungewollt im Kreis durch meine sozialen Apps navigierte. Erst Facebook, dann Instagram, dann YouTube Studio, dann E-Mails und dann wieder Facebook. Es frustrierte mich jedes Mal, wenn ich feststellte, dass ich gerade eine App geöffnet habe, die ich erst vor wenigen Sekunden verlassen habe. 
  • Es mir unfassbar schwer fiel, mich zu konzentrieren und meine Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitpunkt einer Tätigkeit zu widmen. Einer Aufgabe nachzugehen, die mit einem höheren Zeitaufwand verbunden war, erwies sich als irre anstrengend. Selbst dann, wenn es dabei um etwas ging, das ich eigentlich gerne tat. 

Abgesehen von Facebook, in dessen Gruppen man Antworten auf noch so spezielle Fragen erhält und das sich für Marketing-Zwecke als wirklich wertvoll erwiesen hat, bietet mir keines der sozialen Netzwerke einen wirklichen Vorteil (hier kommt es natürlich darauf an, welche Plattformen man für sich zu diesen Netzwerken zählt. Für mich sind das Facebook, Instagram und Twitter, denn für alles, was danach kam, bin ich zu alt). 

In Twitter geriet ich nur über Links zu Tweets, die mir geschickt oder in Blog-Beiträge eingebettet wurden. Instagram war, und das wird mir erst jetzt bewusst, im Endeffekt lediglich ein Zeitvertreib eine Zeitverschwendung auf dem Klo. Warum also sollte ich die Apps nicht löschen? Ich freute mich darauf, endlich voran zu kommen, mehr bei mir selbst zu sein und mein Leben zu leben, statt das fremder Menschen zu betrachten. Gesagt, getan.

Die erste Woche

In den ersten Tagen war es manchmal sehr ungewohnt, ganz besonders auf der Toilette. Ich habe, aus Gewohnheit, dort das Handy entsperrt, dann realisiert, dass keine Social Media Apps mehr drauf sind und dann gedacht, was mache ich jetzt mit der gewonnenen Zeit (wohlgemerkt der Zeit auf dem Klo, dass ich ja einfach weniger lang auf dem Klo sitzen könnte kam mir in dem Moment aus irgendeinem Grund nicht in den Sinn).

Ich hab aber sehr schnell gemerkt, dass mir das ingesamt gut tut. Ich kam mir motivierter vor, meine Aufgaben, die vorher Stress verursacht haben, schienen lösbar. Auch glaubte ich, mich (nach noch nicht mal ganz einer Woche) bereits besser konzentrieren zu können. Ich verspürte den Drang, mich von all dem zu befreien und auch mein Handy loszuwerden. Ich wollte in Ruhe gelassen werden und habe mir auf dem iPhone einige Fokus-Modi eingerichtet, die letzten Endes dazu geführt haben, dass mich irgendwie niemand mehr erreicht hat.

Nach zwei Wochen

Manchmal war mir langweilig. Manchmal wollte ich auch in Facebook schauen, gleichzeitig habe ich aber auch begonnen, diese Netzwerke wirklich als Art eine Gefahr zu betrachten. Eine Gefahr für mein Gehirn, meine Leistungsfähigkeit und meinen Frieden. Ich meine mit Leistungsfähigkeit nicht möglichst viel zu schaffen, sondern meine Aufgaben in Ruhe, sorgfältig und zeiteffizient, also an einem Stück, zu erledigen. 

Interessant ist, dass ich auf dem Klo fast automatisch, zunächst unbemerkt und irgendwie heimtückisch dazu übergegangen bin, Schlagzeilen zu lesen. Ich habe ein Widget auf dem iPhone und irgendwann realisiert, dass ich das sehr oft aufrufe und verhältnismäßig viele Nachrichten lese. Mein Gehirn hat sich offenbar auf die Suche nach einer Ersatzbefriedigung gemacht. 

Außerdem schaue ich am Computer viel YouTube. Das ist für sich nichts Neues, denn ich liebe YouTube. Aber es kam mir vor, als würde ich mehr schauen als gewöhnlich und dort unruhiger von Video zu Video springen. 

Nach drei Wochen

Das exzessive Schlagzeilen-Lesen hatte ich ihn Woche drei bereits wieder eingestellt (kein Wunder, die Inhalte lassen aber auch wirklich zu wünschen übrig) und mir ist irgendwie auch die Lust an YouTube vergangen. Ich scrolle da noch durch, aber irgendwie reizt mich nichts und ich klicke deshalb nichts an. 

Ich suchte bzw. wählte explizit Beschäftigungen, die Aufmerksamkeit erfordern und länger andauern. Es ist einfach schön und macht mich zufrieden zu erleben, dass ich das nun kann und es bringt mich voran. Vielleicht ist mein Gehirn auch schon mehr darauf als auf diese kurzweiligen Reize eingestellt und sucht sich da ein wenig selbst seinen Weg. Ich lese auf dem Klo inzwischen lieber ein Buch (Ripley under Ground von Patricia Highsmith) und sehne mich sogar danach, weiterzulesen. Ich habe es gebraucht erworben, liebe es, die Papier-Seiten umzublättern und darin zu lesen wirkt jedes Mal wie ein kleiner Kurzurlaub.

Außerdem mag und brauche ich mein Smartphone nicht mehr. Zum Filmen und Fotografieren nutze ich meine Kameras, E-Mails lese und schreibe ich am Computer und da ich momentan nur sehr wenig unterwegs bin, muss ich auch nicht damit navigieren. Ich überlegte, stattdessen auf ein altes Handy zu wechseln, habe diesen Gedanken aber bis auf weiteres verworfen, weil mir in Zeiten von WhatsApp wohl niemand SMS schreiben wird. Außerdem werden darin die Gesundheitsdaten aufgezeichnet, die ich mit der Apple Watch erfasse.

Nach vier Wochen

Ich kann inzwischen wirklich stundenlang konzentriert an etwas arbeiten. Ich fühle mich außerdem insgesamt entspannter und ruhiger, genauer gesagt friedlicher. Ich bedauere zwar, wenn ich nicht alles schaffe, was ich mir vorgenommen habe, aber es verursacht, anders als zuvor, keinen Stress mehr. Außerdem merke ich bereits im Vorfeld, wenn ich mir zu viel vornehme, kann, so denke ich, mich selbst also besser einschätzen. Ich hatte zwar auch zuvor nie den Eindruck, das nicht oder schlecht zu können, allerdings kam auch nie der Gedanke auf, etwas, das ich mir für einen Tag vorgenommen habe, an diesem Tag nicht zu schaffen.

Fazit

Ich bin, wortwörtlich, sehr zufrieden (zu-Frieden) und werde die Apps auch nicht wieder installieren. Es fühlt sich richtig, schön und beruhigend an, im Hier und Jetzt zu leben und weil mein Smartphone lediglich dann auf sich aufmerksam macht, wenn ich angerufen werde (ich habe den Überblick über die Fokus-Modi verloren), fühle ich mich, als hätte ich die Oberhand zurückgewonnen. Das oft erwähnte Gefühl, etwas verpasst zu haben, habe ich nicht. Ich hatte, abgesehen von den Entwicklungen der letzten drei Jahre, allerdings auch nie wirklich den Eindruck, dort relevante Inhalte vorzufinden. Schöne, interessante und lustige vielleicht, aber eben keine für mein Leben wirklich wichtige.

Meine Accounts löschen werde ich jedoch nicht. Nicht weil ich damit rechne, irgendwann wieder zurückzukehren, sondern weil sie Teil meiner Selbstständigkeit sind. Die Pflege unseres Instagram-Kanals hat zwar weitestgehend Jana übernommen und mit TikTok habe ich gar keine Berührungspunkte, aber Facebook und Instagram lassen sich mit der Meta Business Suite inzwischen einigermaßen pflegen, ohne anderen Content als den eigenen zu sehen.

Wie sieht euer Social Media Konsum aus? Habt ihr ihn auch schon mal überdacht und vielleicht reduziert oder euch sogar ganz davon entfernt? Wie ging es euch dabei? 

Schau dir gerne unser Video dazu auf YouTube an 🙂

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Geschrieben von Johannes

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