„Jana, es ist ja schön und gut, dass du versuchst, nachhaltig zu leben, aber mit Kindern geht das doch nicht! „Da braucht man so viele Dinge, und Kinder wollen ja auch Spielzeug haben.“
Wenn ich so etwas höre, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Klar, es ist eine Herausforderung, aber jeder kann nachhaltig leben – und gerade mit Kindern ist es eine tolle Gelegenheit, bewusst zu handeln und zu leben. Wenn du wissen willst, wie ihr von Anfang an nachhaltiger leben könnt, lies gern weiter.
Bevor ich 2011 meine Tochter bekam, war mir Nachhaltigkeit noch nicht so bewusst. Ich kaufte, was ich schön fand, und hinterfragte kaum. Da ich schon viele Jahre vegetarisch lebte, war ich etwas überheblich und dachte, ich würde schon genug für die Umwelt tun. Doch irgendwann kam ein großes Umdenken. Ich bekam ein Gespür dafür, wie ungerecht das Ganze für die Tiere ist, und stellte mein Leben auf einen veganen Lebensstil um.
Was erst eine ethische und moralische Entscheidung war, setzte sich Stück für Stück auch in allen anderen Lebensbereichen um.
Und als meine Tochter 2011 geboren wurde, entstand noch einmal ein großes Umdenken in meinem Leben. Es war ein schleichender Prozess, und ich wünsche mir sehr, dass du mit diesem kleinen Beitrag ein paar neue Sichtweisen bekommen kannst.
Auch heute lebe ich nicht das perfekte Instagram-Zero-Waste-Leben, sondern so, dass es zu meiner Familie und mir passt. Es ist und war ein Prozess. Ich liebe es wirklich sehr, immer wieder neue Dinge zu entdecken.
Wichtig ist schlichtweg, dass wir in die Umsetzung kommen.
Denn wo wären wir, wenn alle Menschen „ganz oder gar nicht“ denken würden? Dann stünde unsere Erde ziemlich traurig da. Natürlich kann niemand allein den Planeten retten, aber gemeinsam kann man etwas bewegen. Jeder kleine Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zählt.
Nachhaltig starten – schon ab der Geburt
Gerade in der Schwangerschaft und nach der Geburt ist man oft im Babyrausch und lässt sich von all den süßen Dingen verführen, die es für Babys zu kaufen gibt. Vieles davon ist unnötig und landet später unbenutzt im Müll oder auf dem Flohmarkt.
Ein Baby braucht zu Beginn eigentlich nicht viel: ein paar Kleidungsstücke (Babys wachsen schnell!), ein gutes Tragetuch oder einen Kinderwagen. Wer stillt, kann auf Fläschchen, Milchpulver oder Zubehör verzichten. Statt einer Plastik-Babywanne kann man eine Zinkwanne verwenden. Auch ein eigenes Babybett ist oft nicht nötig – ein Beistellbettchen reicht meist völlig.
Und ganz ehrlich: Viele Dinge lassen sich gebraucht kaufen. Babykleidung wird kaum abgenutzt, also lohnt es sich, Secondhand zu schauen.
Windeln und Babypflege

Ich habe anfangs ganz normale Wegwerfwindeln benutzt – was für eine fürchterliche Geld- und Ressourcenverschwendung! Später habe ich gebrauchte und ein paar neue All-in-One-Stoffwindeln gekauft und war so glücklich.
Diese sind nicht nur toll für unsere Umwelt – sie sehen auch unglaublich niedlich an deinem Baby aus und schonen gleichzeitig unseren Geldbeutel. Und das Beste: Sie lassen sich danach perfekt fürs nächste Kind nutzen oder einfach weiterverkaufen.
Auch Babypflege muss nicht aufwendig sein. Statt vieler Produkte setze ich auf wenige, dafür aber hochwertige, nachhaltige sowie vegane Cremes. Weniger ist eben doch mehr.
Spielzeug und Bücher – Qualität statt Masse

Wenn Kinder älter werden, brauchen sie nicht Unmengen an Spielzeug. Ich habe für mein Kind immer Holz- oder Stoffspielzeug bevorzugt. Flohmärkte, Vinted, Kleinanzeigen oder Facebook-Gruppen bieten eine riesige Auswahl an gebrauchten, nachhaltigen Spielsachen. Und es macht auch Spaß, mit Freundinnen oder der eigenen Familie auf Schatzsuche zu gehen.

Meine Tochter spielte als Kleinkind gern mit Naturmaterialien – Kastanien, Steine, Haushaltsgegenstände wie Töpfe, Handfeger, Besen, Tücher. Viele Ideen konnte ich mir aus der Waldorf- und Montessori-Pädagogik holen, aber auch auf Pinterest fand ich stets sehr viele Inspirationen.
Eines der schönsten Dinge mit seinen Kindern ist das gemeinsame Lesen von Büchern. Schon die Allerkleinsten lieben es, mit Mama oder Papa schöne Bilderbücher zu betrachten.
Und weil es so viele liebevoll gestaltete Kinderbücher gibt, ist es natürlich eine große Verlockung, Unmengen davon einzukaufen. Aber es geht auch dafür ohne riesige Unsummen an Geld auszugeben.
Entweder besuchst du mit deinem Kind gemeinsam die ortsansässige Bücherei (da gibt es nicht nur Bücher zum Ausleihen, sondern auch Gesellschaftsspiele, CDs, Kassetten, Filme usw.) oder ihr kauft die Bücher gebraucht.
Da gibt es natürlich wieder viele Möglichkeiten: Flohmärkte, Secondhandshops, Vinted, Kleinanzeigen, Facebook, Onlinehändler wie Rebuy – oder ihr schaut, ob ihr in eurer Stadt einen Bücherschrank habt. Dann könnt ihr die Bücher sogar kostenlos bekommen.
Wie ich finde, ist das eine der besten Sachen überhaupt – generell finde ich Tauschen eine unglaublich tolle Sache.
Später, als Spielzeug interessant wurde, das nicht meinen Idealen entsprach – wie z. B. Playmobil, Schleich oder Barbies – haben wir ebenso auf gebrauchte Artikel gesetzt. Auch hier haben wir immer gemeinsam geschaut, ob wir das Wunschspielzeug z. B. auf einem Flohmarkt finden. Meine Tochter war immer mit viel Freude dabei. Außerdem wurde sie von den Verkäufern oft zu ihrer Freude und meinem Leid beschenkt. 😄
Kleidung, Schule und Möbel nachhaltig gestalten

Wie bereits erwähnt, kaufen wir Kinderkleidung überwiegend gebraucht – neu kaufen wir nur dann, wenn es keine Alternative gibt. Eine Zeit lang hatte meine Tochter z. B. eine Phase, in der sie nur gemütliche Hosen tragen wollte. Also trug sie nur kuschelige Pumphosen. Als es dann gegen Winter wurde und ich nach ewigem Suchen keine gebrauchten warmen Hosen fand, ließ ich meiner Tochter drei warme Pumphosen anfertigen.
Und ich muss sagen: Das Gefühl, eine handgemachte, hochwertige Hose für das Kind auszupacken, ist wirklich wunderschön.
Wer selbst geschickt ist, kann natürlich auch selbst nähen. Kinder schätzen so eine Powerfertigkeit wirklich sehr – auch die Lieblingskleidung zu reparieren, mit schönen Flicken, ist nicht nur eine liebevolle Geste, sondern ebenso nachhaltig und spart viele Ressourcen.
Generell ist das Selbermachen ein wundervoller Aspekt, um Nachhaltigkeit in den Alltag zu integrieren.
Bei der Einschulung meiner Tochter war ich damals so glücklich, weil das Kind das süßeste gebrauchte Handmade-Kleid anhatte und meine mit viel Liebe gebastelte Schultüte mit stolz trug – die perfekt zu ihrer Kleidung passte.
Auch bei Möbeln – nein, gerade bei Möbeln – kann man sehr viel sparen, ideal, wenn man gerne Räume umgestaltet. Ich habe unter anderem ein großes Herz für Möbel aus echtem Holz, und da bekommt man gerade auf Kleinanzeigen oder Willhaben wirklich tolle Schnäppchen – wer ausdauernd sucht, sogar für null Euro.
Oh ja, ich könnte ewig erzählen, was ich schon für tolle Möbel geschenkt bekommen habe und wie lange mein Mann dafür fahren musste. Aber am besten ist natürlich, wenn die Dinge aus der näheren Umgebung kommen. Oft findet man auch wahre Schätze in sozialen Kaufhäusern.
Und wenn die Möbelstücke kleine Mängel haben, kann man sie oft noch wunderbar aufwerten, man muss nur seine Kreativität einsetzen.













Ernährung und Alltag

Seit meiner Umstellung auf ein pflanzenbasiertes Leben spielt Nachhaltigkeit in meinem Leben eine immer größere Rolle. Ich koche sehr viel frisch und am liebsten kaufe ich gute, hochwertige Lebensmittel dafür . Mein Wunsch wäre auf jeden Fall, auch selbst Obst und Gemüse anzubauen. Ich denke, hochwertiger kann es nicht sein. Gleichzeitig ist das wieder eine wundervolle Gelegenheit, Vorbild für unsere Kinder zu sein.
Sie können mit allen Sinnen unsere Nahrung erleben und spüren – und so den Wert der Lebensmittel begreifen. Denn Tomaten, die im eigenen Garten angepflanzt werden, schmecken nicht nur besser – ein Kind erlebt den ganzen Verlauf vom Samen bis zur Ernte und erkennt dadurch ihren Wert.
Und wer keinen eigenen Garten hat, kann trotzdem mit den Kleinsten erleben, wie wichtig es ist, unsere Lebensmittel zu retten. Dafür kann man z. B. Foodsharing nutzen. Über diesen tollen Verein kann man kostenlos Lebensmittel vor der Mülltonne retten. Wir waren eine Zeit lang sehr aktiv und haben wirklich alles Mögliche gerettet.
Oft stand ich dann bis spätabends in der Küche und habe Lebensmittel verarbeitet. Früchte wurden im Dörrautomaten getrocknet – außerdem hat meine Tochter Fruchtleder geliebt. Das sind einfach pürierte Früchte, die auf einem Blech glatt gestrichen und dann wie Dörrobst gedörrt werden. Danach noch in Streifen schneiden, und man hat den besten und gesündesten Gummibärchen-Ersatz.






Das klappt natürlich auch mit Früchten, die man draußen pflücken kann – da könnt ihr z. B. die Seite Mundraub nutzen. Dort werden euch legale Plätze angezeigt, wo ihr gratis Früchte und Obst sammeln könnt.

Auch heute, wo meine Tochter schon ein kleiner Teenager ist, leben wir als Familie natürlich weiterhin so gut es geht nachhaltig.
Wir gehen gerne am Wochenende gemeinsam über Flohmärkte, besuchen unsere liebsten Secondhandshops zusammen und – wenn wir wirklich etwas brauchen oder im Fall unseres Teens auch mal wollen – dann kaufen wir es eben gebraucht online und nutzen die große Auswahl an Flohmarkt-Apps oder in diversen Facebook-Gruppen.
Und wenn wir bei all diesen Optionen (selten) mal wirklich nichts finden, dann kaufen wir eben hochwertige neue Artikel.
So fahren wir als Familie sehr gut, und ich bin dankbar und zufrieden, dass es bei uns einfach normal ist im Familienalltag.
Checkliste: Nachhaltig leben mit Kindern
Hier findest du eine Übersicht aller Ideen aus dem Artikel – kompakt und alltagstauglich.
Such dir aus, was zu eurer Familie passt – jeder Schritt zählt. 💪
Baby & Kleinkind
- Babykleidung gebraucht kaufen oder leihen (Babys wachsen rasant!)
- Tragetuch oder Second-Hand-Kinderwagen statt Neuware
- Beistellbett oder Familienbett statt extra Babybett
- Zinkwanne oder Waschschüssel statt Plastikwanne
- Stoffwindeln zb *Totsbots oder Mietpaket testen – spart Müll & Geld
- Minimalistische, vegane Pflegeprodukte (z. B. Mandelöl, Kokosnussöl)
- Wiederverwendbare Waschlappen statt Feuchttücher
- Stillen (wenn möglich) – spart Verpackung und Ressourcen
Spielzeug & Bücher
- Holz-, Stoff- oder Naturspielzeug bevorzugen zb. *Ostheimer Figuren
- Second-Hand-Plattformen nutzen (Vinted, Flohmärkte, Kleinanzeigen)
- Naturmaterialien als Spielzeug: Kastanien, Steine, Tücher
- Ideen aus Montessori- oder Waldorfpädagogik ausprobieren
- Bücher gebraucht kaufen oder ausleihen (Bibliothek, Bücherschrank)
- Qualität vor Quantität – lieber ein gutes Spielzeug als fünf billige
Kleidung, Schule & Möbel
- Kleidung weitergeben, tauschen oder selbst nähen
- Einschulung nachhaltig gestalten: gebrauchter Schulranzen, DIY-Schultüte
- Möbel gebraucht kaufen oder upcyceln
- Handgemachte Stücke schätzen lernen – langlebig & individuell
- Ordnung im Kinderzimmer durch bewussten Besitz schaffen
Ernährung & Alltag
- Pflanzlich und saisonal kochen – Bio, wenn möglich
- Gemeinsam kochen, gärtnern und über Lebensmittel sprechen
- Reste kreativ verwerten statt wegwerfen
- Foodsharing nutzen oder Lebensmittel retten (z. B. „Too Good To Go, Sir Plus oder *Motatos
- Leitungswasser trinken statt Plastikflaschen
- Wiederverwendbare Edelstahl Brotdosen zb. *LunchBots & freigeist Trinkflaschen für Ausflüge
- Mit den Jahreszeiten gehen zb. im Herbst aus Hagenbutten gemeinsam Tee herstellen, Äpfel sammeln und Apfelmus kochen
Konsum & Bewusstsein
- „Brauchen wir das wirklich?“ – vor jedem Kauf kurz innehalten
- Dinge reparieren statt ersetzen
- Flohmärkte als Familienritual entdecken
- Second-Hand-Apps nutzen (Vinted, Kleinanzeigen, Facebook-Gruppen)
- Wenn neu, dann hochwertig & langlebig kaufen
- Kinder in Entscheidungen einbeziehen – gemeinsam lernen
Familienleben & Werte
- Nachhaltigkeit nicht als Zwang, sondern als Abenteuer sehen
- Über Fehler offen sprechen – Perfektion ist kein Ziel
- Kleine Rituale schaffen (Flohmarktbesuche, DIY-Tage, Gartenarbeit)
- Dankbarkeit und Achtsamkeit fördern
- Kindern zeigen, dass weniger oft mehr ist
Mein Tipp: Fang klein an – such dir heute 2–3 Punkte aus dieser Liste und probiere sie aus.
So wächst Nachhaltigkeit Schritt für Schritt in euren Familienalltag hinein.
Fazit

Nachhaltig leben mit Kindern geht natürlich – und es ist viel einfacher, als viele denken.
Es braucht kein perfektes Zero Waste Leben. Es braucht nur den Mut, immer wieder bewusst hinzuschauen: Was brauchen wir wirklich? Was können wir teilen, reparieren, wiederverwenden?
Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Konsum Normalität ist – umso wichtiger, dass sie erleben, dass Zufriedenheit nicht vom Kaufen kommt, sondern vom Tun, Teilen und Draußensein.
Wenn du als Elternteil Schritt für Schritt nachhaltiger lebst, schenkst du deinem Kind nicht nur eine saubere Welt, sondern auch Werte, die bleiben: Achtsamkeit, Dankbarkeit und Verantwortungsgefühl.
Fang klein an – und bleib neugierig. Denn Nachhaltigkeit ist kein Ziel, sondern ein Weg, den ihr gemeinsam geht.
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